Das ZDF darf gar nicht verkauft werden
Oh je, ich muss etwas weiter zurück und erst einmal erklären, worum es geht. Die „Stiftung Marktwirtschaft“ hat ein paar FDP-like Ideen geäußert, wie man den öffentlich rechtlichen Rundfunk reformieren kann.
Die „Stiftung….“??? Nie gehört.
Die Stiftung Marktwirtschaft ist eine neoliberale Denkfabrik, die 1995 aus der Vereinigung des Frankfurter Institut für wirtschaftspolitische Forschung mit dem Kronberger Kreis hervorging. Unter dem Schlagwort „Mehr Mut zum Markt“ berät die Stiftung über Veranstaltungen, Publikationen, Studien, individuelle Politikberatung und konkrete Vorschläge bis hin zu ausformulierten Gesetzestexten Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft sowie Multiplikatoren in Medien und Publizistik.
Die wollen was genau vom ZDF?
Im Grunde wollen die den Bumms übernehmen. Ein radikaler 8 Punkte Plan wünscht sich vom Sender, dass Kommerz endlich gnadenlos laufen darf und irgendjemand da der Chef ist, der dafür sorgt, dass CDU und FDP Politikern, Sonntags, nicht mehr so schwierige Fragen gestellt werden.
Die offizielle Diagnose lautet: „Die Qualität und Ausgewogenheit des ÖRR werden mit Verweis auf mangelnde Transparenz, systematisch verzerrte oder nicht korrekte Berichterstattung bemängelt“
FDP und CDU sind natürlich sehr traurig darüber, dass man das ZDF nicht unter Druck setzen kann, mit „Die deutsche Industrie kündigt euch die Werbeverträge.“ Deshalb fordert die „Stiftung Marktwirtschaft“, dass das ZDF viel mehr im Wettbewerb stehen soll, damit die von Unternehmen abhängig sind, weil so angeblich die Berichterstattung über CDU und FDP gleich viel objektiver wird.
Viel weniger Sport….
Kein Schimmer, wieso ein neoliberaler Thinktank auf Kriegsfuß mit Sport steht. Aber unter den 8 Punkten steht, dass der ÖRR viel weniger Sport zeigen soll.
Obergrenze beim Marktanteil
Der „Kronberger Kreis“ der „Stiftung Marktwirtschaft“ fordert eine „Obergrenze beim Marktanteil“ für das ZDF. Nach dem Gremium sind „massentaugliche Angebote, die am Rande des öffentlich-rechtlichen Auftrags liegen, seltener anzubieten“, wenn ein Schwellenwert beim Zuschaueranteil überschritten wird.
Ähh ja. „Eine rote Lampe leuchtete auf. Ein schriller Warnton ging durch das Gebäude. Ein Mann schreit: ‚Jan Böhmermann wird von viel zu vielen Zuschauern gleichzeitig eingeschaltet. Wo sind die alten Titel, Thesen, Temperamente Videokassetten?‘ Panik brach im Gebäude aus. Menschen rannten schreiend und weinend durch die Gänge.“
Die Privaten sollen endlich von den 18,36 Euro was abbekommen
Bei Walulis würde jetzt jemand sagen „Eher nicht. Guten Abend!“ (Ach, versuchen kann man’s ja mal.)
Es darf nicht verkauft werden, weil es 16 Bundesländern gehört.
Vor 75 Jahren, am 1. Januar 1948, wurde mit dem Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR, Vorläufer von NDR und WDR) die erste Rundfunkanstalt in Deutschland „öffentlich-rechtlich“.
Am 9. Juni 1950 gründeten die Landesrundfunkanstalten die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland – kurz ARD.
Davor: Am 22. März 1935 eröffnen die Nazis den ersten regelmäßigen Programmbetrieb des Fernsehens. Die Nazis nutzten das Fernsehen, unmittelbar, als Propagandakonstrukt der Vernichtungspolitik Adolf Hitlers. An Hitlers Fernsehprogramm war unmittelbar auch die Industrie des Nationalsozialismus beteiligt. Unternehmen, die technisches Equipment entwarfen und produzierten und Unternehmen, die sich einfach nur an der Finanzierung beteiligten. Deutsche Unternehmen, die heute noch da sind.
Nach dem Krieg wurde Hitlers Fernsehen eingestellt und ein neues Konzept erstellt. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, auf die weder Politik, noch die Industrie Einfluss haben durften. Der öffentlich rechtliche Rundfunk wird nicht aus Steuergeldern finanziert, sondern aus zivilen Rundfunkgebühren, die vom deutschen Föderalismus, sprich den 16 Bundesländern, festgelegt werden. Die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer bestimmen, zusammen, einvernehmlich die Rundfunkgebühr für das öffentlich-rechtliche Fernsehen.
Die privaten Sender sind etwas ganz anderes
Die privaten Fernsehsender sind ein Kind der 80er und hatten ihren Durchbruch mit einer Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, Anfang der 90er. ARD und ZDF mussten Filme und Serien aus den USA „loswerden“, die die Sender RTL, Sat1 und Pro Sieben bereitwillig einkauften. Darunter beispielsweise „Alf, Star Trek – The next Generation, Matlock, Das A-Team“ und noch viele andere. So explodierte das Angebot der privaten TV Sender. Das waren bereits großzügige Geschenke des öffentlich-rechtlichen Rundfunks an Industrie und auch an die Politik. Die privaten Sender bauten sich auch in der Nachrichtensparte auf. Und RTL wurde extrem CDU nah und nutzte das auch für sich aus. Pro Sieben Sat 1 hat sich währenddessen schwer mit der FDP verknüpft.
Streaming ist was ganz anderes
Die monatlichen 18,36 Euro werden immer wieder mit der Netflix Gebühr verglichen. Zeitweise wollte Pro Sieben sogar, mit dem ZDF, über ein gemeinsames Streaming Angebot sprechen.
Wir haben oben schon erklärt, wo die 18,36 Euro herkommen. Ja, ARD und ZDF dürfen heute bereits Filme und Serien verwerten. Das ZDF war beispielsweise im Oscar nominierten Kinofilm „Das Klassenzimmer“ mit drin. Die Verwertung muss für jedes Projekt einzeln aufgeschlüsselt werden. Die Verteilung der Verwertung muss klar sein, bevor die erste Klappe fällt.
Netflix finanziert oft aus einem riesigen Topf, optimalerweise nur für den eigenen Streaming Content.
Sprich, das ZDF ist kein Streaming Sender, trotz der ZDF Mediathek und den Verwertungen einzelner Projekte
Fazit
Disney kauft gerade gerne TV Sender und steht, beim ZDF, vor 16 Ministerpräsidenten, die nur einvernehmlich und im Sinne des Bundeslandes entscheiden dürfen.
Das ZDF ist unverkäuflich.