Die Welt zerstören, ist nicht genug
Alice Weidel sagte gestern in einem ZDF Interview, dass 40 Milliarden für den Strukturwandel aus der Kohle nicht genug seien. Doch die 40 Milliarden sind für Umweltschützer schon eine Ohrfeige.
Mal ganz von vorne
Im Frühjahr demonstrierten Umweltschützer im Hambacher Forst gegen die Abholzung eines riesigen Forstgebietes. Der Grund, den die RWE anführte, war so simpel wie böse. Unter dem Forst liegt Kohle, die RWE braucht die Kohle, der Wald muss weg.
Armin Laschet stellte sich damals demonstrativ vor die Kohlekumpels und sagte den Leuten die Unterstützung zu. So als bräuchte man so was wie Bäume nicht. Und die Kohlekumpels machten mit. Sie forderten mit. Und zwar, dass der Wald weg müsse, weil sie sonst kein Geld mehr bekämen.
In der Lausitz geschah das bereits in den 90ern
In der Lausitz war der große Boom da, als die Mauer aufging. Auch die DDR setzte auf Kohleabbau und ließ den Verkauf der eigenen Kohle sogar durch die Sowjetunion durchführen.
Nach der Maueröffnung kamen die westdeutschen Energieunternehmen. Mit besserem Image und höheren Löhnen als die ostdeutsche Staatsversorgung. Jedoch mit einer härteren Gangart gegen Umwelt- und Naturschutz. Denn in der Ära Kohl passte Naturschutz noch kaum in ein Geschäftskonzept.
Und so wurden ganze Orte, die offiziell als „Verlassen“ erklärt wurden, abgerissen, samt Wald und Wiesen. Es entstanden Tagebauflächen, wo es vorher schön Grün war. Knapp 30 Jahre ging der Abbau.
Die Energieunternehmen sind jetzt ganz traurig
Und nehmen die Tagebauarbeiter praktisch als Geiseln gegen den Umweltschutz. Ganz nach dem Motto: „Wenn mir die Natur nicht mehr weiter zerstören dürfen, bezahlen wir auch keine Angestellten mehr.“ Und die Energieunternehmen verteilen die Schuld dafür an Umweltschützer. „Die sind dafür verantwortlich!“, wurde es laut auf Demonstrationen geschrien. Sowohl in Hambach, als auch in der Lausitz. Das die Arbeiter der Energieunternehmen da Kohle rauszogen, die das Weltklima bis zur Unbewohnbarkeit des Planeten veränderten, kam keinem in den Sinn.
Ich als Redakteur
Ich als Redakteur war vor Beginn der Ausbildung schon bei der Suche nach einer Laufbahn kritisch, was die Nachhaltigkeit betraf. So kam ich auf Verkauf, Werbung, Sprachen und Lektorat.
Die Kohlekumpels
Was sich die Kohlekumpels bei der Wahl des Arbeitsplatzes dachten, ist mir fremd. Seit den 90ern wird den Menschen schon Nachhaltigkeit gepredigt. Zugegeben, dass die Bundesregierung aus CDU und FDP in den 90ern nie ernsthaft Umweltschutz unterstützt hätten, muss man auch eingestehen, dass Nachhaltigkeit aus der Ära Kohl wohl verpönt war, als das es unterstützt wurde.
Jedoch hätten die Kohlekumpel schon ab der Ära Schröder langsam merken müssen, dass ihr Job ein Auslaufmodell ist, und sogar zerstört, was wir zum Leben brauchen. Da hätte ein Arbeiter sagen können: „Uii, das sieht mir nicht nach einem Job mit Zukunft aus. Ich suche mir eine Arbeit für mehrere Dekaden.“ Aber nein. Energieunternehmen wie EON und RWE suchten Kohlekumpels und lockten mit hohen Löhnen. Ohne denen zu sagen, was erste Umweltgutachten schon 1984 aussprachen. Dass Kohleabbau gegen die Atmosphäre und gegen die Atemluft geht.
Die Kohlekumpels hätten sich das Gutachten auch durchlesen können. Es wurde ja publiziert und war verfügbar. Anfang des Jahrtausends standen auch Gutachten zum Nachlesen im Internet.
Es musste erst was geschehen
„Das Bier wird teurer“ Hier wachte die Gesellschaft endlich auf. Missernten und Wasserknappheit in Deutschland. Im Juni 2019 reichte das Trinkwasser im Landkreis Vechta offiziell, über einen kurzen Zeitraum, nicht alle Bewohner.
Hurra, die jahrzehntelange Ausbeutung der Lausitz hat eine Wasserknappheit verursacht. Und jetzt? Jetzt soll bis 2038 aus der Kohle ausgestiegen werden. Will einer wissen, wo 2038 dann überall das Trinkwasser knapp wird? Nein! Fühlt sich einer der Kohlekumpel schuldbewusst? Nein, weil war ja deren Job! Fühlen sich die Energieunternehmen verantwortlich? Nein, war ja deren gekauftes Land! Will vielleicht irgendjemand aufhören, die Umwelt zu zerstören, ohne etwas im Gegensatz zu verlangen? Nein, weil Frau Weidel den Kohlekumpels und den Energieunternehmen gerade gesagt hat, dass 40 Milliarden „Entschädigung“ für die Arbeiter noch zu wenig sind.
Braucht Frau Weidel irgendwie Atemluft oder Trinkwasser? Unbekannt, wir zweifeln daran. Ansonsten würde sie sich vielleicht für Atemluft und Trinkwasser einsetzen.