Warum ‚Joker‘ überhaupt keinen Spaß macht
Wir haben ‚Joker‘ gesehen. Und bis zum Ende durchgehalten. Womit der Film letztendlich nervte und wieso wir zwischenzeitlich den Ton abstellten, erklären wir euch hier.
Worum geht es? (Achtung Spoiler!)
Im Film ‚Joker‘ (ab diese Woche auf Blue-Ray) geht es um Arthur Flack. Er lebt in Gotham City und fristet sein Dasein als Promotion-Clown für eine Zeitarbeitsfirma.
Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) hat eine Lachstörung und muss jedem ständig ein Kärtchen in die Hand drücken, wenn er lauthals zu lachen anfängt. Eines Tages wird er auf der Straße verprügelt und ein Werbeschild wird zerstört, welches Arthur vom Lohn abgezogen wird. Arthur bekommt daraufhin von seinem Kollegen Randall (Glenn Fleshler) eine Schusswaffe geschenkt.
Kurz darauf erschießt Arthur in einer U-Bahn drei Menschen. Die zwei Polizisten Burke (Shea Whigham) und Garrity (Bill Camp) suchen ihn kurze Zeit später auf und haben Arthur in Verdacht, die drei Menschen getötet zu haben.
Arthur selbst erfährt, dass er vermutlich der uneheliche Sohn von Thomas Wayne (Brett Cullen) sein könnte. Er wird von Thomas Wayne zurückgewiesen.
Weiter wird Arthur in die Show von Murray Franklin (Robert DeNiro) eingeladen, um sich als Clown und Comedian präsentieren zu können.
Alles mündet in einen Abend, an welchem Arthur Randall tötet, als Clown geschminkt in die Welt hinaus geht, um in Murray’s Show aufzutreten. Als Burke und Garrity Arthur verfolgen, werden sie ebenfalls getötet. Und in Murray’s Show wird auch Murray von Arthur erschossen.
Die Stimmung ist schon mal nervig
‚Joker‘ spielt in einer Stimmung, die sich extrem feindselig und egoistisch präsentiert.
Beispiel: Ich als Autor dieses Artikels fahre bereits seit 30 Jahren öfter mal mit dem Zug. Ich bin auch mal in vollbesetzten oder fast leeren Zügen. Da sind auch manchmal Menschen in Anzügen (Banker, Geschäftsleute). Ich habe noch nie erlebt, wie solche Menschen urplötzlich gewalttätig werden. Schon gar nicht gegen Behinderte.
Die drei Geschäftsleute, die Arthur verprügelten, wären, ohne dass Arthur sie erschossen hätte, doch sofort die Abendnachrichten gekommen. Am nächsten Bahnhof wären sie dann (auch in den 80ern) von einer Überwachungskamera aufgezeichnet worden.
Irgendwann wird alles vorhersehbar
Nachdem Randall stirbt wird der Film in fast allen Facetten vorhersehbar. Arthur, bereits geschminkt als Joker, macht genau das, was sich der Zuschauer als nächstes vorstellt. Genauso wie alle anderen. Man weiß genau, dass auch in diesem Film Thomas und Martha Wayne erschossen werden (genau wie in Batman (1989), Batman Begins und der Serie Gotham).
Wenn Arthur in Murray’s Show sitzt, wird ein wenig Dramatik aufgebaut, aber der Zuschauer weiß, dass Murray erschossen wird. Als Arthur dann in einem Polizeiwagen sitzt, weiß man, dass der Joker da irgendwie herauskommt.
Alle sind böse
Selbst Murray Franklin als TV Moderator ist grundlos destruktiv. Er nimmt sich einen Auftritt Arthurs als Amateur-Comedian auf Video, stellt ihn, ohne nach Nutzer oder Persönlichkeitsrechten zu fragen, ins Fernsehen und versucht, Arthur in der ganzen Welt lächerlich zu machen. Würde so als TV-Moderator schon mal gar nicht gehen (Arthur wusste ja nicht einmal, dass er überhaupt gefilmt wird).
Auch Thomas Wayne ist (im Gegensatz zu ‚Batman Begins‘, ‚Gotham‘ oder ‚Pennyworth‘) ein abweisender Fiesling, der selbst Arthur mit dem Tode droht.
Arthur selbst nervt noch am meisten
Arthur selbst will sich in der ersten Stunde des Films als sympathisch etablieren. Dazu existiert in seiner Fantasie gar eine Freundin, die das Abbild seiner Nachbarin trägt. Nachdem der Zuschauer herausfindet, dass er sich seine Freundin die ganze Zeit eingebildet hat, fängt er an, seine Mutter umzubringen, Randall und alle anderen umzubringen.
Randall sagt sogar, dass Arthur ihn um die Waffe gebeten hat. Toll, da wurde wahrscheinlich auch eine Fantasie gezeigt, in der Randall die Waffe freigiebig verschenkte (Wir können dem Film also gar nichts glauben).
Vergleich mit anderen Jokers
Den Vergleich mit Cesar Romero müsste sich Arthur Flack vielleicht nicht einmal stellen. Doch stellte sich genau dieser noch am ehesten als Comedian dar, genau wie Arthur Fleck. Natürlich hatte der Joker aus dem Jahr 1966 immer sehr abgefahrene Arten, wie er sich seiner Feinde entledigte (Das normale Abfeuern einer Schusswaffe hätte man bei ihm wohl nie gesehen). Aber die Psyche von W.C. Whiteface (so der Deckname des 1966 Jokers) kommt der von Arthur Fleck vielleicht noch am nächsten.
Leider gab es 1966 noch keine Rückblenden über die Kindheit des 1966’er Jokers. Die wäre mal interessant gewesen.
Jack Nicholson war der Mafiosi Joker. Er war, wie auch Arthur, in die Ermordung von Thomas und Martha Wayne verwickelt. Schusswaffe war plötzlich das probate Mittel von Jack Napier. Napier ist stark im organisierten Verbrechen, durch die Hand von Carl Grissom, verwickelt. Es entsteht eine Joker Geschichte, die den Joker ständig böse und mächtig aussehen lässt.
Heath Ledger war, als Joker, zwar auch stark und mächtig. Sein Drumherum war allerdings ganz anders. Der Joker hat keine Vergangenheit, die erzählt wird. Auch sein echter Name bleibt uns verborgen. Er ist ein Bankräuber, der seine Taten gerne mit letaler Gewalt Ausdruck verleiht. Äußerlich Arthur Fleck am ähnlichsten, weil seine Schminke extrem amateurhaft verteilt ist (genau wie bei Arthur). Der Joker glaubt am Ende, er könne mit zwei Bomben auf zwei Kanalfähren Menschen dazu bringen, sich gegenseitig umzubringen. Es siegt am Ende praktisch das Gute im Menschen. Arthur erlebt in Gotham kaum einen einzigen überzeugend guten Menschen.
Kommen wir zu Jerome und Jeremiah Valezka. Die Serie ‚Gotham‘. Jerome ist als Joker einfach gestrickt. Er braucht die Hilfe anderer. James Gordon kann Jerome, mit Hilfe seines Bruders Jeremiah, besiegen, weil Jerome noch Probleme damit hat, Vertrauen zu anderen zu anderen aufzubauen. Genau wie in der Batman Serie von 1966 holt er sich Hilfe beim Riddler und beim Pinguin. Was allerdings schwer schief geht. Der Pinguin sitzt dann in einem Zeppelin über Gotham, über das ein Gas, mit dem Zeppelin, verteilt werden soll. Doch der Zeppelin kann am Ende umgelenkt werden und Jerome getötet werden.
Jeremiah Valezka wird, nach Jeromes Tod, durch ein Gas zum Joker, dass ihn verrückt macht und welches ursprünglich von Scarecrow kommt (ähnlich wie in Batman Begins). Die beiden Zwillinge sowohl sind das absolute Gegenteil von Arthur Fleck als ihm auch sehr nah. Auch wird deren Geschichte um ihre Mutter erzählt, welche als Schlangenfrau in einem Zirkus arbeitete. Für beide ist die Schusswaffe (wie auch für Arthur Fleck) Teil ihrer Psyche und Identität und beide finden den Tod durch Erschießen extrem witzig (Auch genau wie Arthur). Jeremiah, der geniale Erfinder, und anfänglicher Freund von Bruce Wayne, richtet von all den Jokern mit Bomben jedoch einen Schaden an Gotham City an, der vergleichbar ist, mit der Bane’s aus ‚The Dark Knight Rises‘. Der größte Schaden, den ein Joker in allen Real-TV oder Kino-Geschichten anrichtete. (Arthur Fleck scheinen dafür so gut wie alle Mittel zu fehlen. Er wirkt da wie ein Kleinkrimineller an einem sehr guten Tag.)
Fazit
‚Joker‘ zeigt einen Joker, der eine Schusswaffe hat und Amok läuft, in einer Welt, in der niemand am Ende überrascht.