Münchener Merkur: Im Streit mit Claus Kleber

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Münchener Merkur: Im Streit mit Claus Kleber

2. Oktober 2019 Allgemein 0

Der Münchener Merkur berichtet über das Interview des Heute Journals am Wahlabend der österreichischen Nationalratswahl. Doch statt Fakten präsentiert die Zeitung Meinungen. Und ein fragwürdiges Verständnis von Pressefreiheit.

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https://www.merkur.de/politik/oesterreich-zdf-kleber-interviewt-sebastian-kurz-zuschauer-empoert-respektlos-zr-13055730.html

Das Interview

Am Abend nach der österreichischen Nationalratswahl stand ÖVP Kandidat Sebastian Kurz als Gewinner des Abends fest. Mit 37,5 Prozent holte er 6 Prozent an Stimmen auf. Das ZDF interviewte Kurz im Heute Journal mit Claus Kleber.

Interessant für Kleber war dabei, dass die ÖVP eine erneute Koaltion mit der FPÖ nicht ausschloss. Die Koalition bildete sich 2017 und beschloss mehrere fremdenfeindliche Gesetze und versuchte mit Regierungsmitteln Einfluss auf die Berichterstattung des ORF zu nehmen. Die Koalition endete, als die FPÖ, stellvertretend durch Vize-Kanzler Heinz Strache, die Pressefreiheit zu unterlaufen versuchte.

Pressefreiheit

Das ZDF nutzt hier seinen Informationsauftrag und sein Grundrecht auf Pressefreiheit. Herrn Kurz wurden Fragen gestellt zu seiner Politk, sowohl zu der vergangenen Periode als auch zur nächsten Amtsperiode. Diese Fragen müssen nicht notgedrungen nur angenehm sein.

Kleber argumentierte mit anderen europäischen Staaten

Claus Kleber wollte dabei besonders herausfinden, inwieweit andere europäische Länder und deren Interessen auf Rechtsstaatlichkeit in neuen Koalitionsverhandlungen berücksichtigt werden.

Dies ist wichtig, weil alle Länder innerhalb der EU, beim Beitritt in die europäische Union, ein Bekenntnis zu Europa abgegeben hatten. Die FPÖ lehnte dieses Bekenntnis zur Europäischen Union in vielen europäischen Fragen ab (zum Beispiel bei der Frage einer europäischen Armee), warb jedoch populistisch mit der Sicherheit Europas (Beispielsweise in der Mittelmeerfrage, obwohl Österreich gar nicht am Mittelmeer liegt).

Auch hat Moderator Claus Kleber im Interview angemerkt, dass Kurz versuchte, die Ibiza Affäre als kleine Blessur darzustellen. Kleber fragte Kurz, ob nach den Skandalen, die selbst die FPÖ nicht kleinredet, jetzt nicht klare Kante gegen einen neuen Rechtsruck angebracht wäre. Kurz reagierte mit Konfrontation gegen den Moderator, ob der Moderator des Heute-Journals nicht besser wüsste, was Kurz tun sollte. Kurz hätte sich immer daran gehalten, nicht schnell seine Meinung zu ändern.

Kleber hätte noch fragend argumentieren können, ob ein Politiker nicht nach geschaffenen Fakten agieren müsste, anstatt “Meinungen” diese über zu ordnen.

Der Münchener Merkur

Der Münchener Merkur legt besonderen Wert auf Fakten. Nein, Spass beiseite. Der Merkur präsentierte Twitter Accounts, die über das Interview schrieben.

Anbei der Account “InnenweltTramp”, welcher den Moderator als “abgewählt” beschrieb (Moderatoren des Heute Journals werden gar nicht gewählt). Das Profil enthält scheinbar “pro jüdische” Kommentare. Auch nur scheinbar. Denn wo der Zentralrat der Juden zu einem moderaten Dialog mit dem Islam in Deutschland aufruft, retweetet der Account “InnenweltTramp” betont islamfeindlich. Auch wird in einem Tweet die alte Argumentation der Afd hochgehalten, dass die AfD stärker wird, je mehr man “Arme und Schwache” ignoriere (Die AfD propagiert zwar pro “arme Menschen”, fordert aber gleichzeitig eine Form von Zwangsarbeit für Sozialhilfeempfänger).

Im Fazit nicht anderes als ein rechtspopulistischer Account, welcher praktisch rund um die Uhr nur zu retweeten scheint (Er wirkt gar wie ein Bot Account) ohne Hintergrundinformationen, wem der Account gehört.

Der Münchener Merkur beschreibt den mutmaßlichen Bot-Account als “Zuschauerin”. Diese “Zuschauerin” hat ein einziges Profilbild ohne weitere Informationen und generiert etwa 400 Twitter Artikel am Tag.

Könnten wir auch, wenn wir wollten

Das ZDF ist bei Rechtspopulisten nicht sonderlich beliebt. Am Tag bekommt das ZDF in der Heute Redaktion hunderte von Drohnachrichten. Viele davon werden schnell gelöscht. Unter dem Interview auf der Facebook-Seite des ZDF häuften sich die Drohungen gegen das ZDF und besonders gegen den Moderator in Person.

Viele Drohende hatten ihren Account entweder frisch eröffnet oder, wie auch der “InnenweltTramp” Account, einen ausländerfeindlichen Anteil an Beiträgen im Account.

Das geht bis hin zu: Herzlichen glückwunsch lassen sie sich von der BRD GmbH bundesregierung nix sagen oder vorschreiben Gruß von Brüssel

Wir könnten auch jeden Artikel mit Twitter oder Facebook Kommentaren füllen, die uns gerade recht sind. Aber wir setzen uns doch lieber mit dem Inhalt des Interviews auseinander.

Und das Interview findet sich hier