Wie Kobe Bryant den Auschwitz Gedenktag überschrieb

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Wie Kobe Bryant den Auschwitz Gedenktag überschrieb

28. Januar 2020 Allgemein 0
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Der Google Screenshot stellt das Problem sehr explizit dar.

Zunächst einmal ist es wirklich sehr traurig und tragisch, was mit dem Basketball Star Kobe Bryant geschah. Die Welt hat einen engagierten Philanthropen und Athleten verloren. Es ist durchaus schön, wenn die Leute zeigen, dass sie den Mann nie vergessen werden.

Das Timing war wirklich schlecht.

Bryant starb einen Tag vor dem 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz, in welchem zwischen 1940 und 1945 über 1,2 Millionen Menschen in Gaskammern starben.

Auschwitz kam etwa auf die Hälfte aller Artikel

Die Nachrichtenagenturen versuchten zumindest, dass Gedenken an Auschwitz in der letzten Woche aufrecht zu erhalten. Weltweit finden sich aus der letzten Woche 47.600.000 Artikel zum Thema Auschwitz und NS Regime. Darunter waren Zeitzeugenberichte, Zusammenfassungen und Artikel über das Gedenk-Event am Konzentrationslager Auschwitz. Das klingt eigentlich sehr gut (Was die mediale Aufmerksamkeit betrifft). Wenn man jedoch als US Basketball Superstar mit dem Hubschrauber abstürzt, bekommt man in einer Woche ganze 87.300.000 Ergebnisse. Darunter die Angaben, um was für einen Hubschrauber es sich handelte, wer mit im Hubschrauber saß. Wann und wo Bryant welche Körbe für sein Team, die „Lakers“ geworfen hat.

Und das musste auch noch im Live-Ticker auf den Nachrichtensendern stehen, während der Bundespräsident seine Rede an der Auschwitz Gedenkveranstaltung hielt.

Twitter

Der Hashtag #kobe kommt auf etwa 81 Millionen Tweets (Zeitraum unbekannt). Der Hashtag #auschwitz auf etwa 1,2 Millionen Tweets. Und hier schütteln wir den Kopf. Was uns zumindest Hoffnung macht, ist, dass #auschwitz immer noch auf mehr als doppelt so viele Tweets kommt wie der Hashtag #corona (Ja, den Leuten ist es noch wichtiger, 1,2 Millionen Toten zu gedenken, als nach Schaudergeschichten über ein Virus zu suchen.)

Instagram

Ja, es ist einfacher, einen Tweet zu schreiben, als ein Instagram Bild zu posten. Auf Insta kam US Basketballer Kobe Bryant auf etwa 7.260.305 Einträge. An Auschwitz gedachten auf Instagram gerade mal 431.226. Die Bilder sind jedoch sehr aussagekräftig. Es sind die unterschiedlichste Bilder, die sowohl die Kälte der Anlage zeigen, als auch die Hoffnung auf Versöhnung vermitteln wollen. Etwa in Gedichten, Büchern oder Gedenktafeln.

Musik- und Filmstars

Hollywood muss hier komplett noch mal nachsitzen und darüber nachdenken, welche Präferenzen man setzen sollte.

Die Musik und Filmstars haben der Reihe nach Kobe Bryant gedacht. Es geht fast stündlich von irgendeinem Musiker oder Filmstar ein Tweet aus, der betrübt über den Tod von Kobe Bryant ist. (Wir sagen noch mal, wir sind ebenso betrübt und traurig über den Tod des Basketballers.) In der Liste reihen sich die Supernamen Hollywoods ein.

Auschwitz jedoch gedachten tatsächlich einige (Das muss man schon mal anerkennen.) Schauspieler wie Frances Fisher, Bradley Whitford, William Baldwin oder Tracey Ann Oberman entging es nicht, dass gestern der Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers war. Letztere macht es öfter zu einer Diskussion auf Twitter. Aber das ist die ganze Liste der letzten beiden Tage.

Was Bryant’s Tod noch trauriger macht

Was Bryant’s Tod noch trauriger macht, ist, dass es uns zeigt, dass uns das Gedenken auf Twitter und Instagram an die Opfer des NS-Regimes weniger wichtig erscheint, wie wenn ein Basketball-Superstar stirbt. Und ja, beidem zu gedenken (wir wollen beide Tragödien eigentlich gar nicht aufwiegen) fällt uns Menschen schwer. Da haben wir unsere Probleme mit dem Multitasking.

Ich hoffe auf Besserung!