Ist ein “Sowjetdenkmal” noch Zeitgemäß?
Um eines vorweg zu schreiben. Die Erinnerung an die Gräueltaten des zweiten Weltkrieges war immer zeitgemäß und wird es immer sein.
Sowohl in Berlin-Treptow, als auch in Berlin-Tiergarten stehen Weltkriegsdenkmäler der Sowjetunion. Die Probleme dort fassen sich zusammen in
- Die Sowjetunion gibt es längst nicht mehr.
- Über die Hälfte der gefallenen sowjetischen Soldaten waren Esten, Litauer, Letten, Georgier und Ukrainer
- Als Schirmherren der Denkmäler fühlt sich die russische Botschaft in Berlin, die eine Verhüllung eines Denkmals, in eine ukrainische Landesflagge, als “Schändung” beschrieb.
Die Diktatur der Sowjetunion
Die “Union der sozialistischen Sowjetrepubliken” wurde 1922 gegründet und endete formell am 21. Dezember 1991. Vor 1922 dehnte sich Russland als eigenständiger Staat aus. Russland verleibte sich im Dezember 1918 das Hetmanat Ukraine ein, vorher auch bekannt als “Unabhängige Volksrepublik Ukraine”. 1940 annektierte die Sowjetunion die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen und das Moldau Gebiet (Die etwaige Zeit wird auch als Zeitraum des Stalin-Terrors beschrieben).
Der Stalin Terror
Der russische Begriff für den Stalin Terror zwischen 1935 und 1939 war “Tschistki”. Eine ethnische Säuberung, mit der Josef Stalin Opferzahlen in seiner eigenen Bevölkerung generierte, die denen Adolf Hitlers nahe kamen. Seine Mittel der Zeit waren Deportationen, Arbeitslager, Schauprozesse und Massenhinrichtungen.
Stalins Biograf Dimitri Wolkogonow schätzt, dass 1929 bis 1953 19,5 bis 22 Millionen Menschen durch die sogenannten Säuberungen zu Tode kamen. Davon etwa 4,4 Millionen Menschen in den Jahren 1935 bis 1939.
Stalin und Hitler
Ab 1939 war die Sowjetunion formell der Verbündete Nazi Deutschlands, durch den Hitler Stalin Pakt. Die Sowjetunion ermöglichte es Nazi Deutschland, polnische Juden an der Flucht gen Osten zu hindern. Hierfür positionierte sich die rote Armee verstärkt in der Ukraine und nahm Anteil an Verbrechen der Nazis gegen polnische Juden.
Nach der Invasion Polens hielt die Sowjetunion als Rückendeckung her für die Einmärsche der Nazis in den Niederlanden, Belgien und Frankreich.
Die Nazis profitierten von Russlands Recht, in den Jahrzehnten zuvor, frei aufrüsten zu können. Dieses Recht wurde den Deutschen, durch die, bis zu diesem Zeitpunkt (also 1939) bereits, grausamen Taten des ersten Weltkriegs, verwehrt.
Die Sowjetunion kannte eine “unabhängigen Staaten” mehr
Der Hitler Stalin Pakt war so ausgelegt, dass sich die Nazis und Russland mehrere europäische Länder unter sich aufteilten.
Russland sicherte sich, im Pakt mit den Nazis, die Länder Finnland, Estland, Lettland, Litauen und das heutige Rumänien, ohne, auch nur eine Minute, diese Länder als freie Staaten anzuerkennen.
Der Bruch und das Kriegsende
Am 22. Juni 1941 brach der Hitler-Stalin Pakt und die Nazis marschierten gen Sowjetunion. Die Sowjets, die sich eigentlich sicher an Hitlers Seite sahen, hat der Feldzug der Nazis komplett überrascht. Weswegen die Sowjets auch lange keine Gegenwehr organsierten. Knapp die Hälfte der roten Armee war damals in Polen stationiert, während die Nazis bereits bis in die Ukraine vordrangen.
Erst nach einem massiven Vorstoß der Nazis, auf russisches Territorium, gründeten die französische Resistance, England, die USA und Russland die “Achsenmächte” gegen die Nationalsozialisten, mit dem allesentscheidenen Eintritt der USA in den zweiten Weltkrieg, die nach dem Angriff auf Pearl Harbor in den zweiten Weltkrieg einzogen (Die USA konnten hundertprozentige, militärische Ressourcen einbringen. Denen fehlte jedoch eine kriegsnahe Basis. Die eröffneten die Amerikaner dann in Großbritannien).
1945 konnten die Alliierten den zweiten Weltkrieg für sich entscheiden und teilten Deutschland, und, speziell Berlin, unter sich auf.
Weltkriegsmahnmal
In Berlin Treptow entstand ein Mahnmal für den zweiten Weltkrieg, errichtet von den sowjetischen Besatzungstruppen, die später Ost Berlin als Hauptstadt der DDR ernannten. Die Sowjets ernannten Flächen, über den Kopf aller hinweg. Nicht nur über den des “Feindstaates”. Die Ukraine und Baltikum waren, ungebeten und ungefragt, schlicht “Sowjetunion”. Nicht mal Kritik daran hat die Sowjetunion akzeptiert.
Lettische, litauische, estnische, georgische oder ukrainische gefallene Soldaten waren Soldaten der UDSSR. Punkt aus!
1990 wurde Berlin wieder vereint. Die UDSSR gab es nicht mehr. Die ehemalige Botschaft der UDSSR ist, bis heute, die russische Botschaft in Berlin, die sich als Schirmherr des “sowjetischen” Mahnmals gibt.
Was jetzt lustig ist. Kritik am “sowjetischen Mahnmal” akzeptiert die russische Botschaft bis heute nicht. Auch nicht von der lettischen, litauischen und estnischen Botschaft (Die estnische Regierung hat 2007 ein “Sowjetdenkmal” aus der Hauptstadt Tallin entfernt. Russland drohte dem Land da sofort Strafmaßnahmen an.)
Liebe Berliner SPD
Anfang April 2022 wurde, in Charkiw, ein ukrainischer Weltkriegsveteran von Russland getötet (Tatsächlich alles was wir darüber wissen).
Russland führt selbst einen Vernichtungskrieg. Die “Friedenstaube”, die die russische Botschaft in Berlin zu den sowjetischen Mahnmalen in Treptow und Tiergarten fährt, ist damit längst abgestürzt.
Ukrainer wurden über 30 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch als “gefallene Soldaten sowjetischen Armee geführt”. Doch die Sowjetunion war das Konstrukt einer Diktatur, die den Menschen eine freie Herkunft (Estland, Lettland, Litauen, Georgien, Ukraine) verweigerte.
Es starben tausende ukrainische Soldaten, während der Befreiung vom Nationalsozialismus. Die ukrainische Landesflagge lag zurecht auf diesem Panzer und war mitnichten eine “Schändung”. Sie war viel mehr ein Signal, dass dieser “sowjetische Panzer” abgerissen gehört und, genau an diesem Platz, mehrere Mahnmale errichtet werden, die nicht mehr alle Nationen als “Sowjetunion” zusammenfasst.
