Was hier nie ein Mensch behauptet hat
Dass alle Einwanderer nach Europa Flüchtlinge sind.
Horst Seehofer war heute morgen live im Fernsehen. Und redete und redete… Nicht weil er gerne redet, sondern um ein Fakten klarzustellen, die rechte Zeitgenossen bis heute nicht wahrhaben wollen.
Thema Außengrenze
Hier pickten sich rechte Blogger genau die Rosinen heraus, die der Innenminister bei seiner Rede vor dem europäischen Polizeikongress hinterließ. „Stärkerer Schutz der Außengrenzen“ wurde mit dem rechten Narrativ „Grenze zu“ bejubelt. Obwohl Herr Seehofer diese Einstellung gar nicht mehr vertrat.
Horst Seehofer will eine gemeinsame europäische Asylpolitik, die auf Einwanderung und Integration setzt. Weil er eben auch merkte, dass besonders Deutschland in den nächsten Jahren einen Bevölkerungsanstieg benötigt, um, unter anderem, wirtschaftlich weiter mithalten zu können.
Rechte Blogger und Kommentatoren schneiden sich, vermutlich auch im eigenen Kopf, die Informationen auf das zusammen, was ihnen gefällt.
Thema Mittelmeer
Das italienische Innenministerium veröffentlichte Zahlen, wonach sich die Anzahl der ankommenden Migranten an italienischen Küsten, im Vergleich zu 2016 und 2017, immer noch relativ gering hält. Das trotz der Erlaubnis von Rettern im Mittelmeer, an den italienischen Küsten anzulegen. Die ankommenden Einwanderer an italienischen Küsten lag etwa bei 5000 bis 6000 Menschen.
Doch rechte Blogger und Kommentatoren fühlen sich bestätigt und greifen mit einem Detail an. Die ankommenden Migranten kamen teilweise aus Ländern wie der Türkei, Tunesien oder Algerien. Die Nationalitäten sind dabei, unter anderem, Menschen aus Bangladesch oder der Elfenbeinküste. Und alles geteilt mit dem Satz. „Nicht alle Migranten sind Flüchtlinge“
Und wir sagen dazu „Wir haben das niemals behauptet„. Die Geretteten waren, in unseren Augen, Menschen die Ertrinkungsnot waren. Die gerettet wurden. Dass bei Ertrinkenden Nationalitäten keine Rollen spielen sollte eigentlich jeder wissen.
Doch die rechten Kommentatoren fühlen sich in einem Schlagwort bestätigt: „Schlepper“! Damit meinen sie nicht die Banden, die in Libyen und Algerien, an Stränden, Menschen festsetzen und sie in Boote zwängen, nachdem sie Menschen aller Habseligkeiten berauben. Nein, „Schlepper“ ist für sie das Wort für Seenotretter, die Ausschau nach Schiffen und Booten halten, die in Seenot geraten sind. Die, die Menschen an Bord holen, die zusehen, wie andere den Kampf ums Leben im Mittelmeer dadurch beenden, dass sie aufgeben, sich im Wasser zu bewegen. Ein Begriff, der gegen Seenotretter eigentlich strafbar sein sollte.
Rechte versteiften sich auf Libyen
Und das auch mit Italien auf offizieller Basis. Italien fuhr die staatliche Seenotrettung herunter und paktierte mit der libyschen Küstenwache. Und das den Punkten, die in libyschen Gewässern dem abtrünnigen General Haftar unterstanden. Der Pakt wurde nach einer Drohung Haftars geschlossen, nachdem Haftar italienische in libysche Gewässer anzugreifen drohte. (Viele rechte Gesinnungsgenossen erwähnen dieses Detail ungern mit, dass der Pakt Italiens mit der libyschen Küstenwache letztendlich an Haftars Adresse ging, der Libyen offiziell gar nicht regiert.)
Inzwischen weichen viele Reisende in Afrika auf Algerien oder Tunesien aus, um gar nicht mehr ins Bürgerkriegsland hinein zu müssen. Tunesien ist im Gespräch um einen Neubeginn der „SOPHIA“ Mission im Mittelmeer, verlangt aber auch von Europa Aufnahme und Teilnahme.
Wie die Rechten auf einen Welt Artikel reagieren
Die WELT hat einen Bericht geschrieben von Marcel Leubecher mit dem Namen „Die meisten Bootsmigranten sind keine Flüchtlinge“
Welch ein Wunder … 😏 Die ach so tollen Experten brauchten aber lange für diese Erkenntniss, die normale Menschen bereits vor Jahren hatten … 😏🤫🤫🤫
Willkommen bei „Ich habe nur die Überschrift ‚Die meisten Bootsmigranten sind keine Flüchtlinge‘ gelesen“. Der WELT Artikel selbst zählt aber auch die Menschen auf, die auf dem Weg ans Mittelmeer sterben und das die Anzahl noch höher ist, als die Anzahl derer, die im Mittelmeer sterben. Rechte Blogger haben uns bisher immer erzählt, dass sich Afrikaner gerne in „deutsche Hängematten“ legen. Was wohl eher widerlegt ist.
Der Autor schreibt, dass die illegale Migration und die Todesopfer zurückgegangen sind, seit dem Ende der staatlichen Seenotrettung. (2017 lag sie bei 3139, 2018 bei 2299, 2019 bei 1291). Zum einen ist diese Zahl „geschätzt“ (Wie viele Todesopfer im Mittelmeer schwimmen, kann niemand sagen). Zum anderen wurden nur in Libyen systematisch Boote zerstört, nicht in Algerien oder Tunesien. (Es kommen auch wieder mehr tragfähige Boote in Italien an). Zum dritten liegt es auch am Ende der staatlichen Seenotrettung, dass nicht mehr soviele Tote gefunden werden.
Zuletzt sei auch diesem Kommentator gesagt, dass wir gar keinen Wert darauf legen, dass ein Einwanderer unbedingt aus einem Kriegsgebiet kommen muss. Insgesamt kommen in die EU auch Einwanderer aus Japan, Russland und demnächst auch aus Großbritannien. Da ist auch nirgends Krieg und es ist uns egal.